Frankfurt, 14. September 2018. Die Frankfurter Bundestagsabgeordnete Bettina M. Wiesmann erwartet eine zustimmende Beschlussfassung des Bildungsausschusses der Stadtverordnetenversammlung zur Fortschreibung des Schulentwicklungsplanes für allgemeinbildende Schulen für die kommenden Jahre. „Ich begrüße den vom Magistrat vorgelegten und heute zur Verabschiedung anstehenden Vorschlag, die Grundschulkapazitäten auszubauen. In fünf Jahren wird uns laut aktueller Prognosen eine Kapazität von 16 Grundschulzügen fehlen. Und dies ist schon konservativ gerechnet, da die Prognose darauf beruht, dass alle Klassen bis zum Klassenteiler von 25 aufgefüllt werden können, was angesichts der besonderen Erfordernisse von Integration und Inklusion nicht immer möglich und im Sinne der Kinder ist“, gibt Wiesmann zu bedenken. Deshalb sei eine Priorisierung zugunsten des Baus wohnortnaher Grundschulen bei der Umsetzung der beschlossenen Neubauten wichtig. Wiesmann ist davon überzeugt: „Umplanungen zulasten der Grundschulen, wie vor einem Jahr in Unterliederbach, darf es nicht mehr geben. Zudem müssen die Kapazitäten der Real- und verbundenen Haupt- und Realschulen schnell ausgeweitet werden. Allerdings wird diese Erweiterung nicht lange vorhalten; Frankfurt wird in den kommenden Jahren noch weitere Platzkapazitäten für Real- und Hauptschüler benötigen, um die Vorzüge des vielfältigen Schulsystems in der Stadt zu erhalten.“

„Die vom Stadtschulamt ermittelten Planzahlen zeigen, dass schon im kommenden Schuljahr 2019/20 in der Klassenstufe 7 an Frankfurter Realschulen drei Klassenzüge fehlen werden. Auch in den 7. Klassen der Hauptschulzweige fehlen dann bereits 4 Klassenzüge“, führt Wiesmann aus, die bis 2017 dem Schulausschuss des Hessischen Landtags angehörte. „Die bloße Orientierung an den Einschulungszahlen in der Stufe 5 hilft nicht weiter, da es im Schnitt 20 Prozent Rückläufer aus den Gymnasien im Laufe der Jahrgangsstufen 5 und 6 gibt, die untergebracht werden müssen. Dass die Frankfurter Realschulen schon jetzt voll sind, zeigt auch die Erfahrung zu Beginn des laufenden Schuljahrs: Mehrere Realschulen mussten bereits eine Anzahl Bewerber für die 5. Klasse abweisen, und die Verteilerkonferenz war wochenlang damit beschäftigt, über 100 Kinder unterzubringen, die an Gymnasien nicht gut zurechtkamen. Das wird diesen Kindern, die schon genügend belastende Erfahrungen hinter sich haben, in keinster Weise gerecht.“

Dabei seien, so Wiesmann weiter, gerade die überschaubaren, zumeist zwei- bis dreizügigen Realschulen, besonders gut geeignet, Kinder mit schwierigen Bildungsbiografien aufzufangen und gut zu unterstützen. „Die familiäre Atmosphäre, in der jedes einzelne Kind von den Pädagogen ‚gesehen‘ wird, trägt entscheidend dazu bei, dass es den weiteren Weg zum Schulabschluss erfolgreich absolvieren kann. Realschulen immer weiter zu erweitern, selbst wo es räumlich möglich scheint, ist deshalb nicht der richtige Weg. Die Frankfurter Realschulleiter bitten deshalb zu Recht darum, zum frühestmöglichen Zeitpunkt eine zusätzliche eigenständige Realschule zu eröffnen. Diese Forderung unterstütze ich ausdrücklich.“

„Aber auch Schülerinnen und Schüler im Bildungsgang der Hauptschule brauchen in ähnlicher Weise die Fürsorge einer weitblickenden Schulentwicklungsplanung. Da die eigenständigen Hauptschulen in Frankfurt auslaufen, muss auch hier perspektivisch über einen zusätzlichen Standort nachgedacht werden, um die Überschaubarkeit der schulischen Umgebung für die individuelle Förderung der Schüler zu bewahren. Die Scheinalternative, alle Hauptschüler an die Frankfurter IGSen zu lenken, berücksichtigt weder die Chancen einer praxisorientierten Hauptschulbildung, z.B. mit dem seit Jahren enorm erfolgreichen Landesprogramm PuSCH (früher SchuB), noch die Anliegen der IGSen, eine halbwegs gleichgewichtig durchmischte Schülerschaft zu haben. Es ist mir - auch angesichts der Überlastungsanzeigen der Integrierten Gesamtschulen in Frankfurt - unverständlich, warum die Dezernentin hierzu nicht längst eigene Vorschläge unterbreitet“, wundert sich Wiesmann.

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