Frankfurt/ Berlin, 22.08.2020: Bettina M. Wiesmann MdB: „Bettina M. Wiesmann MdB, Dr. Matthias Mehl und Uta Rasche (alle CDU): „Biodiversität und Landwirtschaft stehen in einem Spannungsfeld, sind aber aufeinander angewiesen. Unsere bewährte Soziale Marktwirtschaft muss eine ökologische Dimension entwickeln – auch mit den Instrumenten von Wettbewerb und Innovation. Dies beginnt mit einem Dialog auf Augenhöhe der Beteiligten. Mit einem kommunalen Biodiversitätskonzept und einem Frankfurter Conservation Center kann Frankfurt einen wichtigen Beitrag leisten“

Bei der Veranstaltung „Biodiversität meets Landwirtschaft“ am Dienstag dieser Woche in der Scheune des Hofguts Mehl in Nieder-Erlenbach diskutierten auf Einladung der Frankfurter Bundestagsabgeordneten Bettina M. Wiesmann Prof. Volker Mosbrugger, Generaldirektor der Senckenberggesellschaft für Naturforschung, Dr. Matthias Mehl, Stadtrat und Kreislandwirt, Rüdiger Hansen, Vorstand BUND Frankfurt, Andrea Rahn-Farr, Vorsitzende des Regionalbauernverbands Wetterau-Frankfurt, sowie Uta Rasche, Vorsitzende des Fachausschusses Klima, Umwelt und Verbraucherschutz der CDU Frankfurt, über Biodiversität und Landwirtschaft als vermeintlich gegensätzliche Themen- und Politikfelder.

Hierzu Bettina M. Wiesmann, die an diesem Abend durch die Diskussion führte: „Es darf bei dieser Debatte nicht um ein ‚Entweder-Oder‘ gehen. Biodiversität und Landwirtschaft stehen in einem Spannungsfeld, aber sie gehören auch zusammen: Ohne einen wirksamen Schutz des natürlichen Kapitals kann die Menschheit nicht auf Dauer satt werden und unsere Ökonomie – dazu gehört auch die Landwirtschaft – nicht fortbestehen. Zugleich muss Umweltschutz realitätsnah sein, die Bedürfnisse der Landwirte wie die Interessen der Verbraucher berücksichtigen und sich auf die stärksten Hebel konzentrieren. Bei uns in Frankfurt kann die Landwirtschaft mit einem zumal sinkenden Flächenanteil von rd. 15% auf der Gemarkung der Stadt die hiesige Artenvielfalt sicher nicht allein retten; sie muss aber ihren Beitrag zur Nachhaltigkeit unserer Lebensform leisten.“

Wiesmann weiter: „Herauskristallisiert hat sich in der Diskussion, dass die Kostenfrage besser gelöst werden muss: Kosten, die durch den tatsächlichen Ressourcenverbrauch entstehen, müssen transparent gemacht und eingepreist oder kompensiert werden, und Kosten, die mit aktiver Innovation durch die Landwirtschaft verbunden sind, müssen getragen werden. Selbst die besten Ideen nützen wenig, wenn es am Ende an der Finanzierung fehlt. Hier müssen wir sowohl den Staat als auch den Endverbraucher in die Pflicht nehmen. Nur mit einer politischen und gesamtgesellschaftlichen Flankierung wird die Entwicklung einer zusätzlichen ökologischen Dimension der Sozialen Marktwirtschaft auf lange Sicht gelingen. Dass wir diese brauchen, steht für mich nach dem Panel am Dienstag außer Frage.“

Dazu Dr. Matthias Mehl, Kreislandwirt: „In diesem Kontext ist der Stellenwert der Forschung von herausragender Bedeutung. Wir müssen konstant Möglichkeiten erörtern, wie es uns gelingen kann, Spitzenforschung nach Frankfurt zu holen und wirksame Schutzprojekte für Biodiversität zu etablieren, ohne das ökonomische Wachstum der Agrarwirtschaft zu berühren. Die Idee eines Frankfurt Conservation Centers als Schaltzentrale für den internationalen Arten- und Umweltschutz halte ich für zielführend und wichtig. Denn die Aufgabe, die Weltbevölkerung zu ernähren, ohne die Natur auszubeuten, muss international angegangen werden. Es nutzt nichts, die hiesige Landwirtschaft zu extensivieren, wenn dadurch mehr Nahrungsmittel in anderen Teilen der Welt zu schlechteren ökologischen Bedingungen produziert werden müssen.“

Prof. Mosbrugger, der über die Stadtgrenzen hinaus vielgefragte Generaldirektor der Senckenberggesellschaft für Naturforschung, erläuterte neben den fundamentalen Zusammenhängen auch die Bedeutung lokaler oder regionaler Maßnahmen. Im Gegensatz zur Klimafrage, die übergreifende Lösungen erfordere, könne für Biodiversität auf allen Ebenen etwas getan werden. Selbstverständlich komme es auf großangelegte, internationale Schutzmaßnahmen für den Erhalt der Biodiversität besonders an. Es zähle aber auch der singuläre Beitrag: der einzelne Grünstreifen in Frankfurt oder die individuelle Entscheidung für regionale Erzeugnisse zu einem höheren Preis. Deshalb ist der begonnene Dialog vor Ort so wichtig.“

Die Frankfurter Umweltpolitikerin Uta Rasche fügt an: „Auch in Städten kann man viel dafür tun, das Leben von Insekten, Bodenorgansimen und Singvögeln zu fördern. Dafür gibt es in Frankfurt bereits viele gute Ideen, z.B. am Nordpark in Bonames und am Monte Scherbelino im Frankfurter Süden – jedoch vereinzelt. Es gibt noch kein umfassendes Konzept. Begrünte Hausfassaden, wilde Gärten, Blühstreifen und begrünte Dächer sind noch zu selten. Wir brauchen mehr davon, und sie müssen besser miteinander vernetzt sein, damit daraus ein Lebensraum wird. Wir brauchen ein kommunales Konzept für Artenvielfalt, wie es andere Städte, z.B. Nürnberg und Hannover, bereits haben. Der Fachausschuss Umwelt der Frankfurter CDU setzt sich dafür ein, ein Biodiversitätskonzept für die Stadt zu entwickeln – verbunden mit einem Gremium aus Landschaftsschützern und Umweltpolitikern, das die Umsetzung begleitet.“

Die Veranstaltung vor Ort war vollständig ausgebucht. Darüber hinaus bestand die Möglichkeit, die Diskussionen und Redebeiträge via Webex zu verfolgen. „Das rege Interesse der Bürgerinnen und Bürger zeigt, welch enormen Stellenwert Biodiversität und Landwirtschaft in der Frankfurter Bürgerschaft besitzen. Als CDU-Politiker wollen und werden wir uns unserer Verantwortung stellen: für ein artenreiches und ökonomisch starkes Frankfurt, in dem urbanes und ländlich geprägtes Leben nachhaltig zusammengehen. So stelle ich mir Frankfurt vor“, so Wiesmann abschließend.

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