Angesichts des ausbleibenden praktischen Musikunterrichts für Bläser und Sänger an hessischen Schulen, wünschen sich die Bundestagsabgeordnete Bettina M. Wiesmann (CDU) und die CDU-Fraktionsvorsitzende im Frankfurter Ortsbeirat 3 (Nordend), Claudia Ehrhardt, bestehende Sachkenntnis zu Proben auch in geschlossenen Räumen heranzuziehen, um musikalische Praxis endlich wieder zu ermöglichen. "Musikalische Praxis ist ein wichtiger Bestandteil umfassender Bildung - an Schulen wie im außerschulischen Bereich. Wenn andere Länder wie Bayern es vormachen und wissenschaftliche Erkenntnisse es nahelegen, dürfen wir sie den Schülern nicht länger vorenthalten", erklären die Politikerinnen übereinstimmend. Von den noch immer bestehenden Einschränkungen sind allgemeinbildende Schulen mit musikalischem Schwerpunkt besonders betroffen.

"Aktuell sind Bläser- und Chorproben unter freiem Himmel zwar möglich. Allerdings steht der Herbst mit sinkenden Temperaturen und Regen unmittelbar vor der Tür. Damit könnte dieser erhebliche Teil der musikalischen Praxis und des damit vielerorts verbundenen Schullebens vollkommen zum Erliegen kommen", erklärt Bettina M. Wiesmann, die Frankfurt in Berlin vertritt. "Das regelmäßige Gemeinschaftserlebnis motiviert viele Schüler zum eigenständigen Üben und ermöglicht erst eine musikalische Weiterentwicklung. Fallen diese Möglichkeiten weg, macht sich das schnell bemerkbar: Wer erst einmal ein halbes Jahr oder länger "raus" ist, verliert den Bezug und sucht sich verständlicherweise andere Aktivitäten." Wiesmann weiter: "In einer internationalen Stadt wie Frankfurt hat das gemeinsame Musizieren an Schulen auch für den Zusammenhalt große Bedeutung: Einen Kulturraum teilt man sich am besten, indem man ihn gemeinsam erlebt, und die Sprache der Musik baut viele Brücken. Fällt dies weg, leidet der emotionale Zusammenhalt und die Bereitschaft zur gemeinsamen Anstrengung", so Wiesmann weiter, die im Bundestag dem Familienausschuss und der Kinderkommission angehört.

"Schulen mit musikalischem Schwerpunkt verlieren mit dem anhaltenden Wegfall musikalischer Praxis einen Kernbereich ihres Profils", ergänzt Claudia Ehrhardt, die zudem Elternbeiratsvorsitzende an der Frankfurter Musterschule, dem einzigen hessischen "Zentrum zur Förderung musikalisch Begabter", und Mitglied im Stadtelternbeirat ist. "Wir riskieren im Bereich der Breitenförderung einen großen Teil der Kinder zu verlieren, und in der Spitze fällt die bewährte Talentförderung ebenfalls weg", fürchtet die Politikerin. Sie fährt fort: "Ziel muss doch sein, in der Pandemie so viel Normalität wie möglich zu schaffen. Auch beim Sportunterricht war es möglich, Konzepte zu entwickeln und einzusetzen. Der Unterricht wurde fast ohne Einschränkungen wieder zugelassen. Der Musikunterricht in der Schule hingegen ist weitgehend auf Musiktheorie beschränkt, das passt nicht zusammen.“ Auch sei es für die zahlreichen musikorientierten Schulgemeinden schwer nachvollziehbar, dass das eigene Orchester nicht auftreten dürfe, während dies in benachbarten Musikschulen offenbar möglich sei. Auch bei Kirchenmusik sei dies mittlerweile der Fall, wundert sich Ehrhardt.

Ehrhardt und Wiesmann verweisen auf den bayerischen Hygieneplan für Schulen, der mit bestimmten Maßgaben auch Bläsern und Sängern die musikalische Praxis in geschlossenen Räumen erlaubt. Zudem habe das Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik der Universität der Bundeswehr in München in einer nach einzelnen Instrumenten differenzierten Studie erläutert, wie man Chor- und Bläserproben in geschlossenen Räumen sicher abhalten könne. „Diese wichtigen Erkenntnisse sollten wir auch in Hessen nutzen und in ihrem Rahmen individuelle Lösungen zulassen. Schließlich sind auch die räumlichen Voraussetzungen unterschiedlich, und große Aulen wie an vielen Frankfurter Schulen schaffen zusätzliche Möglichkeiten“, heben Ehrhardt und Wiesmann hervor.

"Gerade in dieser bedrückenden Zeit ist Musik unverzichtbar. Wir leben nicht vom Brot allein. Das erfahren auch Kinder und Jugendliche, wenn sie Musik als Musizierende erleben. Deshalb darf Musik, dürfen Sänger und Bläser nicht vergessen werden, wenn es den Schulbetrieb in Zeiten von Corona mit Umsicht zu regeln gilt", so Wiesmann abschließend.

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