Sie stammen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Und sie kicken gemeinsam beim FC Eintracht Oberrodenbach. Seit rund zwei Jahren haben die jungen Männer in Rodenbach eine neue (sportliche) Heimat gefunden. Das Fußballteam „Neue Freunde FCE“ hat die Farben der Eintracht bereits bei einem Turnier vertreten. Jeden Donnerstag wird unter Leitung von Youssouf Hamid trainiert. Finanziert wird das Projekt u.a. mit Mitteln aus dem Landesprogramm „Sport und Flüchtlinge“. Die beiden Bundestagsabgeordneten Dr. Katja Leikert (CDU) und Dr. Sascha Raaabe (SPD) haben eine Trainingseinheit gemeinsam besucht.

Youssouf Hamid, Flüchtlingsbeauftragter der Gemeinde Rodenbach, hat viele Talente. Der lizenzierte Fußballtrainer, der vor über 20 Jahren selbst als Flüchtling aus dem Tschad nach Deutschland kam, spricht mehrere Sprachen fließend. Er weiß aus eigener Erfahrung, wie das ist als junger Mann in einem fremden Land, dessen Sprache man anfangs nicht versteht und dessen Regeln und Bräuche einem nicht vertraut sind. Hamid weiß aber auch, wie wichtig es ist, sich nicht abzukapseln, sondern sich vor Ort zu integrieren und Kontakt zu den Menschen zu suchen. Ihm selbst ist das mit Bravour gelungen. Der Fußball war sein ganz persönlicher Türöffner.

Und es braucht Menschen, die bereit sind, ihre Tür zu öffnen. Helmut Reinert ist so jemand. Der Vorsitzende des FCE und seine Vereinskollegen haben die jungen Männer, die der Verteilungsschlüssel nach ihrer Flucht per Zufall nach Rodenbach verschlagen hat, mit offenen Armen empfangen. Jeden Donnerstag kicken Einheimische und Flüchtlinge gemeinsam unter Flutlicht. Anschließend geht es gemeinsam ins Clubheim, um die Kameradschaft zu pflegen. Deutsches Vereinsleben aus dem Bilderbuch.

Mit den beiden Bundestagsabgeordneten kommen die Männer an diesem Abend schnell ins Gespräch – auf Deutsch und wenn es mit der Verständigung doch einmal hakt, dann hilft Youssouf Hamid weiter. Sie berichten davon, wie wohl sie sich in Rodenbach fühlen, dass es aber schwierig ist, eine Wohnung zu finden. Die meisten sind alleine hier, einer hat Frau und Kind bei sich. Einige aus der Gruppe haben bereits eine Ausbildungsstelle gefunden, einer im Tiefbau, bei einer ortsansässigen Firma.

„Not kennt kein Gebot“, fasst Bürgermeister Klaus Schejna die Integrationsbemühungen der Gemeinde zusammen. Wie Pascal Reddig und Eberhard Wiegelmann von der örtlichen CDU hebt er das große Engagement der ehrenamtlichen Helfer hervor, ohne die diese enorme Aufgabe insbesondere auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise 2015 nicht zu bewältigen gewesen wäre.

Katja Leikert und Sascha Raabe sind vom Engagement der „Neuen Freunde FCE“ beeindruckt. „Wenn man einen Menschen persönlich kennenlernt, dann bauen sich Ängste ab. Aus einer anonymen Zahl werden Menschen mit einem Gesicht und einem Namen“, sagt Raabe. „Der FCE füllt das Wort ‚Integration` mit Leben. Es ist wirklich toll, was hier geleistet wird“, ergänzt Leikert. Sie plädiert für eine Zuwanderungspolitik mit Maß und Mitte. „Ich denke, wir sind uns alle einig, was unser Land in den vergangenen Jahren geleistet hat und dass wir darauf stolz sein können. Dennoch brauchen wir klare Regeln für eine geordnete Zuwanderung und müssen auch die anderen EU-Staaten in die Pflicht nehmen.“ Sascha Raabe betont, dass Menschen auf der Flucht vor Krieg und Vertreibung auch weiterhin geholfen werden müsse. Als Entwicklungspolitiker will er wie Leikert vor allen Dingen die Fluchtursachen in den Herkunftsländern stärker bekämpfen, damit die Flüchtlinge mittelfristig ihre Heimat zurückkehren können.

Bis es soweit ist, wird in Rodenbach aber weiterhin gemeinsam Fußball gespielt. „In den Farben getrennt, in der Sache vereint“- in Rodenbach erhält dieser alte Grundsatz seit einiger Zeit eine ganz neue Bedeutung.

Vorheriger Beitrag Nächster Beitrag